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Verbl​ü​mt

by Avy Gdańsk

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1.
Verblümt I 02:47
Die Blüten blenden Erik und er kneift die Augen zusammen, als er den Mann anspricht. „Wo geht’s hier zum Hauptbahnhof?“ Der Mann, der sich als schattige Silhouette vor den blühenden Kirschbäumen abhebt, schaut ihn an. Groß und schlank ist er, wie eine Narzisse, mit dunkelblondem Schopf und bösem Blick. Er hat ein gefährliches Gesicht und Eisschollenaugen. Magnetisch wie die Pole. Schneeverklebt und kalt. Der Blick macht Erik frösteln, mitten im Frühling. Gänsehautlawinen. Ein Schauern geht durch die Forsythien. Eriks Augen, moosgrün und moosweich, halten dem glazialen Augenschein kaum stand. Der Narzissenmann holt Luft, Erik hält den Atem an. Schwindlig ist ihm vor Angst, vom Forsythienstrauch zu brechen, ein zitternd gelbes Grab. Noch schlimmer die Angst, ewig dort festzuhängen, falb und fahl zu verenden. „Das weißt Du doch.“ Blätter kräuseln sich bei dieser Stimme. Erik lächelt. „Du kennst mich.“ Er spürt Vogelfüße hüpfen in seiner Brust. Der Mann verzieht seine Miene nicht, Auftragskillermimik, die Blume unter den Schwerverbrechern. Das Blütenweiß in seinem Rücken wankt. „Was willst Du von mir?“ Die Wurzel, denkt Erik, aber er sagt es nicht. Er drückt dem Narzissenmann eine Blumenzwiebel in die Hand. „Bring sie zum Blühen“, murmelt er. Der Mann schaut verdutzt und ehe er reagieren kann, ist Erik schon in den Bus gestiegen. Es ist nicht die richtige Linie, aber wäre er nicht geflüchtet, wäre er im Boden versunken – ohne aufzukeimen. Zwischen maiverschwitzten Menschen sieht er dem Mann heimlich nach. Während der Bus sich entfernt, starrt dieser die Zwiebel an und – Erik sieht es gerade noch so – wirft sie hinter sich in den Rasen. Geht seines Weges. Mit festgefrorenem Blick. Wieder ein Gefühl in der Brust: Eriks Herzspecht hackt ein tiefes Loch. Da ist der Wurm drin.
2.
Verblümt II 00:52
Hunderte leuchtender Tage. Das Gelb ist ihnen gemein. Wär ich eine Biene, ich flöge zu Dir hin. Es ist etwas Antiflorales in ihm, ein Ausreißtrieb, ein Trampeldrang. Stampfgedanken. Trittlust. Überhaupt: Füße haben, die einen weit fort tragen. Sie mit Stiefeln schmücken, kultivieren. Sich die Gegend gangbar machen, wegsam, Spuren hinterlassen und verwischen, auf geheimen Pfaden Zehenspitzen zelebrieren. Anlauf nehmen. Auf beiden Beinen landen.
3.
„Muss es unbedingt ein Prinz sein?“ hat er die Nachbarin gefragt, die gute Fee, die Kräuterhexe. Sie sieht alles, sieht ihn jeden Tag, sieht, wie er am Forsythienstrauch hängend leidet, wie sehr er sich nach anderem Gelb sehnt, nach eigenen Wurzeln. „Nein, ein Grobian reicht auch. Aber Gärtner sollte er sein.“ Der Mann ist mit aller Sicherheit ein Grobian, er ist die Sichel, die rupfende, ausreißende Hand, jätzornig und gelbsüchtig und beendend. Vielleicht ist er aber auch ein Prinz, Prinz der Unterwelt, Prinz der rosenblutigen Gartenscheren, Prinz der Pflanzenabteilung. Dort hat ihn Erik gesehen und wusste er ist es, er ist es, er ist es. Mantra der Ungeduld, Mantra der Hoffnung, aus Vorsagung wird Voraussagung, wird Eintreten und letztlich Vergilbung. Das Gelb ist ihnen gemein. Verpflanzen, das macht man auch mit den zuckenden Blüten des Fleisches, von einer blutwarmen Hauthöhle in die nächste, zugenäht, fertig. Und der Narzissenmann, kundiger Chirurg der Botanik, beherrscht sein Fach, warum sollte er nicht auch Erik zu neuer Blüte verhelfen können? Er wütet mit dem richtigen Maß an Zerstörung, das nötig ist für volleres Blühen und Aufgehen und Heranwachsen. Dieser Osterglocken-Messias, dieser Dr. Frankenstein der Gartenkunst – Erik will sein Blumenmutant sein, sein wiederauferstandenes Pflänzchen, von einem Gelb ins andere herübergerettet, zur vollen Entfaltung hochgezüchtet. Er fürchtet auch die Schnitte nicht, die ihm zur Freiheit fehlen.
4.
Verblümt IV 00:44
Nachts rieche ich den Wald und kann nicht schlafen. Wilde, ungestutzte Gräser wachsen dort, und Efeugirlanden umwinden die Stämme wie Lianen. Ich fühle fast, wie Du das Dickicht durchschreitest, Deine Schritte im knackenden Geäst. Fledermäuse über Deinem Kopf. Blumenumrankte Tore zu vielen, vielen Gärten. Durch irgendeines bist Du geschritten, und ich finde Dich nicht mehr.
5.
Verblümt V 03:04
Erik beißt die Zähne zusammen, und schon ist nichts mehr Blumiges an ihm. Der Sommer ist gegangen, der Herbst angekommen, sein Blütenkopf fällt dem Narzissenmann zu Füßen. Gelb ist kaum noch was – Löwenzahn, Ginster und Butterblumen sind alle verschieden. Noch fehlen die Astern, die dämmerfarbenen Trostspender. Moos klebt an einem nassen Regengitter, der Herbst spricht eine andere, gurgelnde Sprache. „Im Herbst wirst Du sterben,“ hat er noch im Ohr, hat die Fee, die Hexe gesagt. „Den Bann kann kein Spruch lösen, nur Schnitte und Stiche retten Dich noch,“ hat sie gesagt, und dass der Erlöser ein Messer trägt. Und Erik, glaubend an diese Dolchstoßlegende, an diesen Klingenheiland, an die Lösung vom Forsythienstrauch, hat ihn aufgespürt, den Narzissenmann, ihn aufgesucht, um abgetrennt zu werden. Erik ist geknickt, als der Mann nicht mag. „Scher Dich zum Teufel,“ hat er gesagt, als hätte er mit ebenjenem nichts zu tun, dabei sieht er aus wie dessen engster Scherge. Und Erik braucht jetzt einen Rebellen wider das Goldfliederleuchten, braucht die gleichgültige Mordbereitschaft des Auftragskillers. Das ist der Herbst, denkt Erik, es muss schnell gehen jetzt. Sein Herzspecht flattert unruhig durch die Kammern, schlägt gegen den Brustkäfig. Er nimmt ein grüntriefendes Messer aus der Ablage zwischen den Keramiktöpfen – sein Messer, von ihm genutzt, geweiht, geschwungen – und hört den Mann rufen, verärgert und überrascht, als er es an seinem Hals ansetzt, unterhalb des Blütenkelches. Sterben muss er so oder so, dazu zwingt ihn der Herbst. Als er den goldenen Schnitt tun will, einen Schritt zurückweichend vor dem umgrünten Prinz, strauchelt er, stürzt hintüber in eine Pflanze, spürt den spitzen Stiel ihn durchbohren, ihn durchwachsen, sieht ihn vorn blütenrot hinausstechen. Auch eine Veredelungsmethode, denkt er noch. Erik verfällt der Körperlosigkeit, dem Ungefühl, wo man sich nicht rühren kann und einem nichts übrigbleibt, als das Leben zu vermissen, das goldgelbe Leben. Ein Druck, als ob die Blüten sprießen, der Herzspecht aus seinem Nest schlüpft. Der ewige Wechsel von Weiß und Rot, Weiß und Rot, Weiß und Rot gemischt schlussendlich. Die Verrosung setzt ein.
6.
Verblümt VI 00:40
Er liegt in einem weißen Beet, Schnee türmt sich zu beiden Seiten. Neben ihm tülpt sich eine Formation aus dem Schnee, ein Blumenbund, ein Strauß. Er schlägt danach, hört kristallenes Kreischen, nachdem seine Hand über den Schnee gefegt ist. Weg damit, er kann keine Blumen mehr leiden. Er will sie nur noch vertrocknen sehen, ein rottendes Bouquet.
7.
Der Mann hat einen strengen Guillotinenblick und noch immer keinen Namen. Versorgt Eriks Wunde im heimlichen Beet, einer Bettstatt in einem kleinen, duftenden Zimmer. Kommt immer mit Tinkturen und Tränken zu ihm. Erik fühlt die Abgeschnittenheit, die Entwurzelung. Oft bewegt er wie im Traum die schwerelosen Beine. Ab dem fünften Tag zwingt ihn der Mann jeden Tag zum Gehen, ein paar Schritte um das Bett herum. Erik hält sich an dessen Rahmen fest. „Rücken gerade! Aufrecht gehen,“ befiehlt der Mann, und unbarmherzige Hände korrigieren seine Haltung, drücken ihn in Position. Jedes Mal knackt alles, jedes Mal fühlt Erik den stechenden Wachstumsschmerz, wenn er sich streckt, wenn das Loch in seiner Brust kleiner wird. Er schnauft und lenkt seinen Blick auf die vielen Töpfe, aus denen um ihn her Pflanzen quellen, heilende, giftige und hungrige. Es ist ein knospendes Chaos, ein anarchistischer Garten, der hier wuchert und dabei Sessel, Schreibtisch und Fensterbänke verschlingt. Ein Epos, denkt Erik, denn der Mann ist ein Poet und schreibt ein Monumentalwerk mit sezierten Blumen und neuen, noch geheimen Verwachsungen, sein Gewächshaus ein Manifest morbider Dichtkunst. Erik beschließt, dem Mann einen Namen zu geben. Páskar soll er heißen, /pauskar/, auch wenn er ihn nicht so anreden wird, diesen aprilhaften Gartenwärter. Es klingt kalt und rau und kantig, es passt zu ihm. Páskar. Erik formt den Namen mit dem Mund, wenn Páskar nicht da ist. Selbst dann ist Erik darauf bedacht, dass er lautlos bleibt – wer weiß, ob ihn die Pflanzen nicht hören können und es herausposaunen aus feurigen Trompetenkelchen.
8.
Erik genest Schritt für Schritt, seine Brust ist zugewachsen, eine blütenförmige Narbe ist nur geblieben, winzig, sein Lindenblattabdruck. Páskar bringt ihm Stiefel, hochgeschnürt, mit Stahlkappe. Tarnkappenlos soll Erik im Mantel der Nacht mit ihm schreiten und Ausgrabungen anzetteln in Vorgärten, Kirchhöfen, Parks und Plätzen. Eriks Finger glühen in den schwarzen Handschuhen, Nacht für Nacht sind sie draußen und buddeln Bäumchen, Sträucher und Büsche aus, die Páskar zuhause häckselt, ein nahrhafter Kompost für seine eigenen Pflänzlein. Statt des ursprünglichen Wuchses setzen sie Salweiden, die sie daheim gezogen haben, in die Erde. Im Frühling soll alles weichgezeichnet werden von deren Kätzchen, eine weiße, fellige Stadt. Die pelzigen Knospen werden Laute dämpfen, Augen weiden und zum Kosen locken. Ihr Fell aber hat Páskar durch Kreuzung und Züchtung mit Gift getränkt, und so werden sie die Stadt als flauschige Todbringer überziehen. Die Antiheldendichtung wächst ihrem boshaften Finale zu.
9.
Verblümt IX 01:45
Besonders Forsythien müssen dran glauben. Wo immer sie einen Goldfliederstrauch erblicken, wird dieser ausgegraben, bis sie eines nachts vor dem stehen, an dem Erik selber einst hing. „Halt!“ Er legt Páskar, der die ganze Arktis im Blick trägt, die Hand auf den Arm. Sie haben bisher kaum miteinander gesprochen, und dass der Mitternachtsgärtner unberührbar ist, versteht sich von selbst. Erik weiß nicht, warum er ihn aufhalten will, aber auf einmal weiß er wieder, wie es war als Blüte, fest verästelt mit dem Strauch, dürstend nach vollerer Entfaltung und anderem Gelb, und erinnert sich an die Bienen, an die Narzissen, an den einen, den einzigen Narzissenmann. Das Gelb ist ihnen gemein. Erik sieht an beiden hinab, sieht die Stiefel, die schwarzen – Trampeldrang, Stampfgedanken, Trittlust – und erkennt den Geruch wilder Gräser aus seinen Träumen wieder und aus den Nächten, in denen er wach lag, wach hing im zurechtgestutzten Vorgarten. Er sieht die klippenhaften Augen Páskars vor sich, gletscherbläulich, frostweiß, vereisend. Das Bibbern ist wieder zurück.
10.
Verblümt X 03:52
Erik nimmt Páskar bei der Hand, bringt all seine Stärke in diesen Griff, der jetzt halten muss, die Hand abhalten muss, Verderben zu säen, und zieht ihn mit sich Richtung Hauptbahnhof. Von dort muss er an die Stelle, wo sein Mut begann, wo die Geschichte unter einem Vorwand ihren Lauf nahm, zurück an diese Haltestelle in Parknähe. Da kein Bus fährt um diese Zeit, wo alles ausgestorben ist, laufen sie. Erik erkennt die Stadt kaum wieder; es ist, als wäre er zu Besuch in fremden Gassen, würde sie zum ersten Mal begehen, die Häuser unbekannt im Mondlicht, die Straßenecken von Tiersilhouetten beschattet. So ist auch die Luft ein starrer Nebelhauch, der den Geruch des Herbstes trägt, des zweiten Frühlings. Duft nach Moos und Regengittern, Duft von nassem Laub und faulendem Obst. Hin und wieder streift die beiden eine Windfahne, eine Ahnung davon, wie es ist, ein Baum zu sein mit raschelnder Krone, ein vogelbesetzter König, stark und geduldig. Páskar ist alles andere als geduldig, er ist der Prinz der schnellen Schnitte, und er beginnt nach anfänglicher Überraschung sich gegen Eriks Griff und seinen ihm unbekannten Plan zu wehren. „Was willst Du von mir?“, zischt er, als er Erik abzuschütteln versucht, der unbeirrt an ihm festhält. „Die Wurzel“, sagt Erik und fügt hinzu: „Erinnerst Du Dich an die Blumenzwiebel? Ich habe sie Dir gegeben, als ich Dich zum ersten Mal angesprochen habe. Du hast mich erkannt, und Du hast sie weggeworfen. Aber ich glaube… Ich glaube…“ Sie kommen am Parkrand zum Stehen. Erik sucht die Wiese mit den Augen ab, sucht nach der Stelle, wo die Zwiebel hin gekullert ist. Tatsächlich – dort steht eine Blume, tapfer, stolz, allein. „Sie ist aufgeblüht.“ Erik lächelt. „Ohne Dein Zutun.“ Er hält inne. „Nun ja… Du hast sie auf fruchtbare Erde fallen lassen. Vielleicht hattest Du Deinen Anteil daran.“ Er lässt Páskars Hand los, geht in die Hocke, berührt die Blüte, fühlt ihre Zartheit, die Sanftmut. Wäre er nicht auch allein dazu in der Lage gewesen, sie zum Blühen zu bringen, sich selbst zu verpflanzen? Erik hat alles selbst in die Hand genommen, den Schnitt, den Fall, den Heilprozess. Es gab nur geringe Hilfe und Anleitung dazu von Páskar. Páskar, der doch zu Anfang so narzissenhaft schien und nach dem Fall kaum mehr, nur Prinz war er noch, ein limitierter Dichterprinz, der seuche Verse schmiedet. Erik ist nur Gedichtsvollzieher, Mithelfer an dem Epos, in das jetzt die ganze Stadt eingeflochten ist, ein Untergangsgesang, Flaumelegie, samtene Verfluchung.
11.
Verblümt XI 02:34
An einen welken Kirschbaum gelehnt steht die Fee, die Hexe, beobachtet alles. Als Erik sie sieht, stürmt er auf sie zu, zornig, greift sie bei den Schultern, schüttelt sie: Sie hat es gewusst! Er hat niemanden gebraucht, und sie hat es gewusst! Und jetzt droht der Stadt das schneeweiße Ende! Erik ist außer sich vor Wut, betrogen worden zu sein. Ihm wurde ein sonnenblumenhohes Dasein versprochen, unabhängig, majestätisch, wolkennahe. Er will sein Unglück ausweiten, es übergreifen lassen auf die, die ihn hineinstürzte. Er denkt an den Grobian, in dem er einst eine Narzisse sah, fragt sich, wann dieser sich die Blütenblätter stutzte und erkaltete, gefriergetrockneter Schatten einstigen Frühlings. Sie beide führen schon ein winterliches Leben vor der Zeit, prachtlos und kalt, dunkel, ungelb. Er ringt mit der Hexe, der Fee, weil sie nichts mehr ungeschehen machen kann, weil sie machtlos ist, weil sie keine Kräfte hat, wie sie ihn hat glauben machen. Sie wehrt sich nicht, insistiert bloß, dass sie die beiden habe zusammenführen müssen, das sei ihr Zauber, daraus entstehe Magie. Páskar indes steht am Rand, schaut zu und versteht. Er ruft Eriks Namen, sieht ihm in die Augen, Moos in der arktischen Tundra, und da wirbelt die Hexe aus Eriks Griff gegen einen Baum und zerschellt. Ein Niederschlag aus Laub regnet auf die beiden herab, raschelnd, prasselnd, unaufhörlich. Páskar zieht Erik zu sich, schirmt die beiden ab gegen die scharfkantigen Blätter, die fallen wie flammend rote Beile. Erik aber greift mit den Händen um ihn herum, legt sie schützend über seinen freigelegten Nacken, wo er Páskars Lindenblattstelle vermutet. Seine Finger zucken unter den hinabsausenden Blätterschneiden, aber er lässt sie da, wo sie sind.
12.
Als der Laubregen aufhört, ist die Nacht schon fast vorbei, verwischte Tintenspur. Ein Hämmern, das dumpf klang unter dem Tösen der Blattklingen, wird langsamer, wärmer, ertönt gedoppelt. Vogelfüße hüpfen in der Brust. Erik und Páskar lösen sich voneinander, betrachten die Schnitte auf ihren Händen und Armen, sehen das Morgengrauen die Luft aschen verbunten, wie Pinselfarbe, die im Wasser ausgewaschen wird. Sie laufen durch den Park und steigen auf den Hügel, wo es nach gärenden Trauben riecht, weinrote Blätter knistern. Ein taunasser Anstieg, ein Schmelzwassersteg. Von dort sehen sie auf die Stadt herunter und nehmen zur Kenntnis, dass alles mit violetten Astern überzogen zu sein scheint, den Pflastern der Landschaft. Die Stellen, wo sie Weiden gesetzt haben, leuchten in Lila als herbstgemäße Umschreibung, als Versbruch und Kehrreim heraus. Dann erreichen die ersten Sonnenstrahlen zimtfarbene Äcker, tauchen die Schnitte von Erik und Páskar in Klimtgold, die Haut darunter ist blütenzart, weichgelb, ein Traum vom Überleben, Überstandenhaben. Zum Staunen der beiden läuten Osterglocken.

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Von der Refloration eines Wüstlings. Lyrische Prosa mit Musik.

credits

released September 26, 2022

Text und Stimme: Avy Gdańsk
Instrumental: J. R.

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Lyrische Prosa zwischen magick und musick.

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